Elektromobile Logistik – Vom Prototyp auf die Straße

Elektromobile Logistik – Vom Prototyp auf die Straße

Das starke Wachstum der Teilnehmerzahlen zum 5. SMART CITY LOGISTIK Kongress zeigte: Elektromobilität in der Stadtlogistik wird immer mehr zum Breitenthema. Über 130 Gäste erlebten und diskutierten am 25. und 26. Juni 2018 auf Schloss Ettersburg Best-Practice-Beispiele, Ergebnisse aus Forschungsprojekten und neue Entwicklungen im E-Fahrzeugbau.

Bei den Kongressbesuchern aus Wirtschaft, Forschung und Politik war die Aufbruchsstimmung deutlich zu spüren, die sich Thomas Becker, Geschäftsführer der DAKO GmbH und Konsortialführer im Forschungsprojekt SMART DISTRIBUTION LOGISTIK, in seinem Grußwort am ersten Tag wünschte. „Elektromobilität ist Teil unserer Zukunft. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie sie wirtschaftlich umzusetzen ist“, beschrieb er den Fokus der Veranstaltung. Auch Christian Liebich, Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, sprach dem Kongress erneut das Potenzial zu, passende Antworten für eine nachhaltige Citylogistik zu liefern. „Die eine Antwort wird es nicht geben, aber wir können von Beispielen lernen.“ Genau hier liegt die Stärke des interdisziplinären Forums, auf dem sich Erstanwender, Fahrzeugentwickler und Wissenschaftler vernetzen und ihre Erfahrungen teilen.

Teilen als gesamtgesellschaftliches Thema

Besondere Aufmerksamkeit erhielt eines unserer Forschungsprojekte SMART DISTRIBUTION LOGISTIK, das mit einem Bewertungsmodell zur Identifikation geeigneter Fahrzeuge für die jeweilige Anwendung erste Ergebnisse präsentierte. Im Zusammenspiel aus einer zentralen Steuerungs- und Optimierungsplattform mit Multi-Use-Modellen und smarten Konzepten für mobile Hubs will das Forschungsprojekt Wirtschaftlichkeit in die elektromobile Stadtlogistik bringen.

Nicht nur die Präsentationen des SMART DISTRIBUTION LOGISTIK Projekts verdeutlichten das Potenzial von Sharingkonzepten. Auch in vielen anderen Vorträgen klang an, dass Individualeigentum bei Fahrzeugen in Zukunft immer mehr abnehmen könnte. Mangelnder Platz im Stadtraum, hohe Anschaffungskosten der Fahrzeuge und der wachsende Anspruch an flexible Lieferleistungen – für all diese Probleme können Sharingansätze Lösungen liefern.

Thomas Becker spricht vor Kongressbesuchern

Mithilfe von Multi-Use-Konzepten, indem beispielsweise mehrere Zustellunternehmen ein gemeinsames Hub nutzen oder Fahrzeuge früh Zeitungen ausliefern und nachmittags für den Pizzadienst zur Verfügung stehen, können Standzeiten der Fahrzeuge minimiert und so die Auslastung und damit die Amortisierung erhöht werden.

Nachhaltiger Energieeinsatz am Standort, in Produktion und Flotte

Einen weiteren Schwerpunkt des Kongresses bildete die Frage, welche Herausforderungen auf den gesamten Firmenstandort zukommen, wenn Unternehmen alternative Antriebe einsetzen wollen. Die Vorträge spannten den Bogen von Eigenstromerzeugung durch Photovoltaik über das ganzheitliche Energiemanagement für das Gebäude bis hin zu CO2-neutraler Produktion und Logistik. Bereits während der Vorträge entstand ein reger Austausch verschiedener Anwender, beispielsweise über eigene Erfahrungen zu den besten Technologien für die Kühlung im E-Fahrzeug.

Dabei zeigte sich einmal mehr, dass die Entscheidung für den Einsatz von Elektromobilität für Logistiker bei den meisten längst gefallen ist. Da sich besonders im letzten Jahr in der politischen Landschaft auf diesem Gebiet viel bewegt hat, seien es Entscheidungen zu Dieselfahrverboten, aber auch die stärkere Förderung für alternative Antriebe und Mautbefreiung, sehen hier viele den besten Weg zu einer smarten und nachhaltigen Logistik der Zukunft. Jetzt geht es bereits ins Detail der wirtschaftlichen Integration der Fahrzeuge und die aussichtsreichsten Möglichkeiten, Stadtlogistik nachhaltig und ökonomisch zugleich zu gestalten. Diese Stimmung des „Anpackens“ spiegelte sich auch in den Gesprächen in den Pausen, beim Dinner und in den angeregten Diskussionen der Workshops am zweiten Tag wider.

Die Pionierphase der Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich ist abgeschlossen

Elektrofahrzeuge auf dem Hof von Schloss Ettersburg

Der Programmmix aus Fachvorträgen mit Perspektiven von Herstellern, Forschern und Praktikern und anwenderorientierten Workshops brachte auch beim 5. SMART CITY LOGISTIK Kongress ein sehr vielseitiges Publikum zusammen. Eines verbindet jedoch alle Kongressgäste: Sie setzen sich für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und ein Umdenken in der Logistik zu alternativen Antrieben ein und beweisen damit, dass Elektromobilität im Nutzfahrzeugbereich schon längst keine Pionierarbeit mehr ist. Die Fortführung der sehr erfolgreichen Kongressreihe im kommenden Jahr wird bereits mit Spannung erwartet.