DAKO Kompass Logistik 4.0: Gelungener Neustart mit Thema Compliance

DAKO Kompass Logistik 4.0: Gelungener Neustart mit Thema Compliance

Zum Neustart unserer hauseigenen Kongressreihe DAKO Kompass Logistik 4.0 trafen am 12. Oktober 2021 Behördenvertreter, Software-Experten und Transportunternehmer in Jena zusammen, um sich mit dem Thema „Smart gesetzeskonform: Compliance im Transport“ auseinanderzusetzen und neue Impulse zu erhalten. Das Interesse war trotz der beschränkten Teilnehmerzahl groß, was die Bedeutung des Themas für die Branche unterstreicht.

Schon das Grußwort von DAKO-Geschäftsführer Thomas Becker riss an, wieviel sich in den letzten Jahren bei den gesetzlichen Vorschriften für Güter- und Personentransportverkehr bewegt hat. Er nahm das Publikum mit auf eine kurze Reise zu den Anfängen des digitalen Tachografen, der 2006 eingeführt wurde, und welchen Umbruch das für die Transportbranche bedeutete.

Nicht zuletzt gab es dadurch einen Schub in der Entwicklung digitaler Lösungen, die das Einhalten der Sozialvorschriften seither erleichtern und besseren Überblick schaffen. DAKO begleitete diese Entwicklung von Anfang an mit und war einer der ersten Anbieter, die eine Software zur Auswertung der digitalen Tachografendaten bereitstellte.

Mobilitätspaket und Einblicke in die Kontrollpraxis

Als Einstieg in den hochkomplexen Themenbereich Compliance fasste Dr. Harald Hempel, Leiter Innovation & Forschung bei DAKO und Moderator der Veranstaltung, die drei wichtigsten Aspekte im Umgang mit dem Thema zusammen: Zunächst sei es entscheidend, die gesetzlichen Vorschriften zu kennen. Daraus müssten sich in der Praxis Maßnahmen zur Einhaltung und Durchsetzung der Vorschriften ergeben. Und schließlich folge das Instrument, um die Einhaltung der Vorschriften möglichst sicherzustellen: die Kontrolle.

Die Teilnehmer des Kongresses erhielten an diesem Tag kompakt und konzentriert Einblicke in alle drei Aspekte: von Kenntnissen zu Neuerungen in den Vorschriften über Praxiserfahrungen bei der Durchsetzung bis hin zu Insiderwissen aus dem Kontrollalltag von Behörden.

Einer der Schwerpunkte war das Mobilitätspaket der EU, das auf eine Vereinheitlichung der Regelungen in den Mitgliedsstaaten abzielt und negativen Entwicklungen bei Wettbewerbs- und Arbeitsbedingungen sowie Manipulation entgegenwirken will. Michael Hennicke, Customer Compliance Experte bei DAKO, ging detailliert auf die neuen Regelungen ein, die Transportunternehmer erwarten und die zum Teil auch jetzt schon gelten.

Die verschiedenen Vorträge zum Mobilitätspaket – Überblick, aktuelle Regelungen und Ausblick ab 2022 – stellten wichtiges Wissen für Transportunternehmer zur Verfügung und verdeutlichten, warum es entscheidend für das Alltagsgeschäft ist, auf dem neuesten Stand der Regelungen zu sein.

Dies unterstrichen auch die Vorträge von Behördenvertretern wie Steffen Markgraf von der Polizei Berlin und Klaus Hahn, Kontrollbeauftragter beim Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz/Gewerbeaufsichtsamt. Hier gab es unter anderem Tipps, wie Kontrollen für beide Seiten zügig abgewickelt werden können. Die Teilnehmer nutzten die Möglichkeit des direkten Austauschs mit den Kontrollinstanzen für Detailfragen, etwa welche Umstände als außergewöhnlich gelten, so dass ausnahmsweise die Lenkzeit etwas ausgeweitet werden darf.

Die Vortragenden zeigten Verständnis für das zeitkritische Geschäft der Transportunternehmer und machten deutlich, dass vor allem eine nachvollziehbare Dokumentation und eine gute Vorbereitung, vor allem auch der Fahrer, sehr positiv gewertet wird. Problematisch seien sicher die teilweise langen Wartezeiten an Rampen, da diese als Arbeitszeit gelten, und so schnell Überschreitungen entstünden.

„Wir haben das Lager auf der Straße.“

Publikumsstimme zum Thema
Neues von Smart Tacho und Fahrerqualifikation

Weiter ging es mit Neuigkeiten im Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz. Hier stellte Klaus Dohnal von der Transgourmet Truck Akademie das neue Register vor, das zentral beim Kraftfahrt-Bundesamt die Daten zu den Modulschulungen und dem Fahrerqualifikationsnachweis speichert. Durch das neue Dokument und die zentrale Speicherung sollen ein EU-weiter Austausch ermöglicht und Manipulation erschwert werden.

Großes Interesse weckten auch die Vorträge zur zweiten Generation des Smart Tachografen, die 2023 auf den Markt kommt. Dazu herrschen momentan noch viele Unklarheiten, nicht wenige sind der Meinung, dass Kontrollbehörden dann die Lenkzeiten von fahrenden Fahrzeug auslesen könnten und Bußgelder direkt erhoben würden. Diese Angst konnte Falko Schölzel von der Polizei Sachsen aber für die Unternehmen ausräumen.

Die Polizei Sachsen hat bereits Geräte zur DSRC-Kontrolle im Einsatz. Diese dienen dazu, auffällige Fahrzeuge zu identifizieren, um gezielter kontrollieren zu können. Aber auch mit den neuen intelligenten Fahrtenschreibern wird kein vollständiges Datenpaket zu Lenk- und Ruhezeiten übertragen, sondern es gibt lediglich eine Information, ob die maximale Lenkzeit überschritten wurde. In jedem Fall muss das Fahrzeug angehalten und eingehend kontrolliert werden, um Maßnahmen wie Bußgeldverfahren einzuleiten.

Schulung der Fahrer entscheidend

Am Nachmittag gaben dann Jürgen Frühwacht von UPS und Adrian Heuer von MEGA Logistik spannende Einblicke in ihre tägliche Praxis beim Umgang mit den Sozialvorschriften. Hier zeigten sich deutlich die Vorteile digitaler Lösungen. Bei UPS ist es beispielsweise Standard, jeden Tag die Fahrerkarte auszulesen, um in den digitalen Auswertungen Trends zu Verstößen schnell zu erkennen. Die automatisch erstellbaren Fahrerbelehrungen im TachoWeb seien hier eine große Hilfe. Überhaupt ist die Schulung der Fahrer ein Schlüsselaspekt bei der Vermeidung von Sozialverstößen.

„Die Fehler machen meist nicht die Fahrer, sondern die Vorgesetzten.“

Jürgen Frühwacht, Verkehrsleiter UPS Deutschland

Da gelte es zu hinterfragen, ob etwa die Planung ausreichend Puffer eingerechnet hat oder ob die Fahrer intensiv geschult und informiert wurden. Das bestätigte auch Adrian Heuer, der bei MEGA Logistik besonders stark die Reports aus dem TachoWeb nutzt. So sei der Abgleich zwischen digitaler Schichtübersicht und Stempelzeiten ein Muss in seinem Unternehmen. Schließlich zeigte Alexander Brandt von DAKO noch eine neue Funktion in der App DAKO drive, mit der die Abfahrtskontrolle durchgehend digital und gesetzeskonform durchgeführt werden kann.

An digital kommt niemand vorbei

Die abschließende Podiumsdiskussion zur Frage, inwieweit Digitalisierung bei der Einhaltung der Sozialvorschriften helfen kann, war noch einmal die Möglichkeit für den direkten Dialog mit den Teilnehmern. Alle Diskussionspartner waren sich einig, dass Digitalisierung im Alltag des Transportgeschäfts enorm wichtig ist und ohne solche Lösungen beispielsweise die Komplexität des Mobilitätspakets kaum noch zu bewältigen sei.

Eindrucksvolle Zahlen unterstrichen diese Ansicht: Jürgen Frühwacht von UPS gab an, mit den Maßnahmen und der digitalen Lösung TachoWeb von 2017 bis 2021 80 Prozent der Sozialverstöße reduziert zu haben. Deshalb sei es wichtig, alles zu digitalisieren, was möglich ist.

Stark diskutiert wurde auch der demografische Wandel, der den herrschenden Fahrermangel immer weiter verstärkt. Hier gebe es zwar immer einen Gewöhnungsprozess, vor allem bei älteren Fahrern, die zunächst einen Zusatzaufwand durch den Einsatz digitaler Werkzeuge fürchten. Jedoch zeigt sich fast immer, dass Digitalisierung mehr Effizienz und Transparenz schafft. Angerissen wurde das Thema der automatischen Tourenplanung, die bis dato ein hilfreiches Instrument ist, aber den Disponenten mit jahrelanger Erfahrung und Knowhow noch nicht ersetzen kann.

So gab es als Fazit einen Denkanstoß für Anknüpfungspunkte, vielleicht beim nächsten Kongress: Wie kann Expertenwissen nachhaltig in digitale Lösungen übertragen werden?